Die Verarbeitung des Weins |
Der Verarbeitung der Trauben zu Wein dienen bestimmte Einrichtungen und Geräte. Kelterhaus und Kelter sind unverzichtbare Voraussetzungen für die Weinerzeugung und werden deshalb wiederholt in den schriftlichen Unterlagen vermerkt. 1526 besitzt der Landschreiber Heinrich Sturm ein Kelterhaus in der Stadt, das er von seinem Amtsvorgänger Johann von der Eichen übernommen hat (34). 1573 überlässt Johann Sturm, der Sohn des verstorbenen Heinrich Sturm, seiner Schwester Apollonia "das naw steinen haus zu Blanckenberg mit .seinem pfennigsgelt, sambt dem kelterhaus" (35). 1571 leistet Heinrich Worm von seinem Kelterhaus eine Abgabe an die Blankenberger Armenspende (36). 1643 wird darauf hingewiesen, daß auf einem Grundstück der Herren von Wildenburg-Hatzfeldt in der Altstadt früher ein Zehntkelterhaus mit den Hofgebäuden stand (37). Mit der Aufgabe des Weinbaus am Beginn des 20. Jahrhunderts werden die Keltereinrichtungen beseitigt. Das letzte Kelterhaus, welches zum Pfarrgut gehörte, muß 1956 einem modernen Jugendheim weichen. Genauere Angaben liegen über das landesherrliche Kelterhaus vor. 1644 steht das "fürstl(iche) Kelterhaus an der Sieg in der Auen", also auf dem rechten Siegufer, und zwar unterhalb "Ihrer Fürstlichen Durchlaucht Seidenfademer weingarten auf der hart" bei Bödingen. Es ist sehr baufällig (38). 1683 errichtet Rentmeister Heinrich Kierberg genannt Hahn einen Neubau, den Rentmeister Heinrich von Ley im Jahre 1763 niederlegen und in Stein an der unteren Mühle am Fuß des Burgbergs wiederaufführen läßt (39). Über diesen Vorgang unterrichtet die Torinschrift, welche, beim Wiederaufbau durcheinandergeraten, in der oberen Zeile richtig lautet: EXSTRVCTVM SVB QVAESTORE HEN.KIRBERG CONDICTO HAEN 1683 (Errichtet unter dem Rentmeister Heinrich Kierberg genannt Hahn 1683). Die untere, später eingemeißelte Zeile ist ein Chronogramm, welches in römischen Zahlbuchstaben die Jahreszahl angibt: AC TRANSPORTATVM PRAESENTE QVAESTORE HENRICO DE LEY (und versetzt durch den derzeitigen Rentmeister von Ley 1763 ). 1749/50 besteht die Einrichtung aus einem Blechofen, einer eisernen Bütte, einem Schornstein und zwei Bänken aus Tannenholz (blecher offen, einer eysern soth, einem schornstein und zwey denner bänck) (40). 1771/72 werden an Gegenständen erfasst ein Blechofen, eine eiserne Bütte, ein Schornstein, eine Tannenbank, drei Schemel (Schabellen), zwei Waagekeltern, welche den Pressdruck mit einem als einarmiger Hebel wirkenden Waagebalken erzeugen, drei Bütten (Büdden), eine Tragbütte, sieben große und kleine Schrotleitern zum Transport der Fässer, ein Beiztopf (Beitz), zwei Schöpfkessel, ein Kesselhaken (Hehlen), ein Kesselhakenbalken (Hehlschlag) samt Stangen, eine Winde (Windt gezeich) samt Schrotseil(41). Rentmeister von Ley sieht sich 1795 veranlasst, Reparaturen am Kelterhaus vorzunehmen. Balken müssen ersetzt und ein Fenster muß gebrochen werden, weil die Beleuchtung nicht ausreicht. Die Fensterläden sind abständig, die Schrotleitern verfault sowie Tische und Stühle nicht mehr brauchbar. Das Kelterbecken ist zu erneuern. Die Kosten betragen 156 Reichstaler. Diese Wiederherstellung hat keine Dauer. Im Jahre 1796 fügt das im Kelterhaus einquartierte kaiserliche Ulanenkorps dem Gebäude schwere Schäden zu. Die Kelter ist unbrauchbar. Der Rentmeister läßt die Fenster, deren Glasscheiben, Rahmen und andere Holzteile zerstört sind, für 31 Reichstaler 20 Stüber in Ordnung bringen. Im September 1797 verursachen kaiserliche Piqueteurs Beschädigungen für 12 Reichstaler 15 Stüber (42). Am 28. März 1825 wird unter anderem das Kelterhaus und das zugehörige Grundstück von 61 rheinischen Ruten zum Verkauf ausgeschrieben (43). Der langgestreckte Bruchsteinbau wird im 20. Jahrhundert zunächst als Scheune genutzt. Nach der Zerstörung am Kriegsende 1945 baut ihn der Eigentümer Peter Pütz 1951 wieder auf, indem er ein Drempelgeschoß und Giebel in Fachwerk hinzufügt. Seit dem dient das Gebäude als Werkstatt. |